Raoul Schrott – 2012/13

 

über Raoul Schrott

Raoul Schrott (* 1964 in Landeck/Tirol) ist Autor von Gedichten, Prosatexten und Essays, in denen er oft nichts Geringeres als eine einheitliche Welterfahrung und die menschliche Erkenntnisfähigkeit überhaupt in Frage stellt – Textsorten und Perspektiven werden dafür genauso gemischt wie Fakten und Fiktionen. Als Anthologe und Übersetzer präsentiert Schrott Poesie aus allen Epochen und Kulturen; von altägyptischen und assyrischen bis hin zu modernen kleinen und randständigen Literaturen. Als Literaturwissenschaftler ist er der Geschichte der Poesie nachgegangen und hat sich aus kognitionswissenschaftlichem und linguistischem Blickwinkel mit den Eigenheiten der Poesie auseinandergesetzt – und kommt zu teilweise überraschenden Befunden, wenn er z.B. das Gedicht als „die präziseste erkenntnistheoretische Maschine, die es überhaupt gibt“ bezeichnet.

Raoul Schrott kann man z.B. hier kennen lernen.

über das Seminar

In vorbereitenden Sitzungen haben wir uns mit Raoul Schrotts Romanen Finis Terrae und Das schweigende Kind, mit dem Gedichtband Tropen und seiner letzten großen wissenschaftlichen Publikation Gehirn und Gedicht beschäftigt. An zwei Terminen konnten wir unsere Interpretationsansätze im Dialog mit Raoul Schrott intensiv diskutieren. Außerdem fand am 21.01.2013 im Palais Stutterheim eine öffentliche Lesung des Autors im Rahmen der Vorlesungsreihe “Quarks and Letters” des Interdisziplinären Zentrums für Literatur und Kultur der Gegenwart statt.

Das Erlanger Poetik-Kolleg wurde in diesem Semester in Zusammenarbeit mit dem Department für Physik veranstaltet.

 

Pressespiegel – Raoul Schrott im Erlanger Poetik-Kolleg

Nürnberger Nachrichten vom 23.01.2013

Lesung und Projektvorstellung

In der öffentlichen Abendveranstaltung stellt Raoul Schrott das Konzept seines neuen literarischen Projektes „Die erste Erde. Von der Entstehung des Universums bis zur Erfindung der Schrift“ vor.
Das Ziel von Raoul Schrott ist, eine Geschichte der Menschen und des Universums in Form eines Epos zu schreiben.

»Ich interessiere mich seit zwei Jahrzehnten für die unterschiedlichsten natur- und humanwissenschaftlichen Disziplinen, aus einer, wie soll ich sagen, existentiellen Neugierde heraus: vor meinem Tod möchte ich gerne verstehen, was diese Welt um mich so hat werden lassen, wie sie ist. Da ich kein gläubiger Mensch bin, bleibt mir nur die Fakten, die die Wissenschaften herausgearbeitet haben. Einen Bezug dazu zu entwickeln gelingt mir zumindest erst, wenn ich sie auch mit Reellem verbinden kann: daher das Bedürfnis, an all jene Orte reisen zu wollen, die zu den – weithin unbekannten – Stationen einer modernen Genesis geworden sind. Selbst dann aber werden diese Eindrücke und Erfahrungen erst fassbar, wenn sie sich auch zur Sprache bringen, poetisch formen und schließlich erzählen lassen.
Ziel des Projekts ist es also all die für unsere Welt- und Menschheitsgeschichte relevanten Stationen erzählerisch abzugehen: jene Grabungsorte und Fundstellen, durch die sich unser Wissen darüber erschlossen hat. Die auf der Reise dorthin gemachten Erfahrungen und Erlebnisse lassen sich so mit der zeitlichen Tiefe verbinden, für die diese Plätze symbolisch geworden sind.«

Raoul Schrott plant sein Epos in 4 Büchern:

»Das erste Buch umkreist die Entstehung des Universums, der Elemente, unseres Sonnensystems und der Erde.
Das zweite Buch umspannt die Entstehung des Lebens, der Flora und Fauna bis hin zu den Säugetieren.
Das dritte Buch umfasst die Entwicklung von den Hominiden bis zum Homo sapiens – die Evolutionsgeschichte unserer Spezies.
Das vierte Buch widmet sich dann den symbolischen Formen unserer Spezies, von den Artefakten über die Höhlenmalereien, Skulpturen und ersten Musikinstrumenten bis zu den ersten Spuren von Sesshaftigkeit und der Entstehung von Schrift. Das Buch endet um 5 000  vor unserer Zeitrechnung.«

 

Bürgerpalais Stutterheim, Innenhof

Montag, 21.01.2013, 20 Uhr

Eine Veranstaltung fand im Rahmen der Ringvorlesung “Quarks and Letters” statt.